Etymoloogie vom Wort Waggis

Waggis  wird generisch brucht für 'Elsässr', abr es gitt regionaali Variante: z’Basel und im Elsass Waggis, im Nidrallemanische (also das wo ebbe 50'000 Passyvi an dr Fasnacht schwätze) Wackes.

 
S’Wort Waggis hett e unglaari Härkumft, am wohrschyynligschte isch d Etymologyy 'Wasgauer'.

Zem erschte mol dräffe mrs in de 1830er Johr a (im humoristische Sittebild „Physionomie du Wagges“ im Wucheblatt vo Dambach). Im Baseldeutsch-Wörterbuch vom Ruedi Suter wirds uff  e Bydraag in dr literarisch-satirische Zytschrift „Gartenlaube“ im Johr 1877 datiert (pikanterwyys daucht dr Waggis zerschmol 1874 als Figuur an dr Basler Fasnacht uff – Zuefall odr nit?). 1884 hett drnoo dr Franz August Stocker, domolige Redaggtor vo de „Basler Nachrichten“ in sym heimatkundlige Buech „Vom Jura zum Schwarzwald“ das Thema uffgryffe und dr Tegscht uss dr „Gartenlaube“ abdruggt:

 

„Das Elsass ist, wie kein zweites Land, äusserst reich an Provinzialismen ... Hievon nur ein Beispiel. Will der Elsässer einen Gegner zum Streit veranlassen, so ruft er ihm zu: „Wax!“ (bisweilen auch„Wox!“). Es scheint dies eine Art Herausforderung zu sein. Lange hat man keine Erklärung dieses fremdklingenden Wortes gefunden; es ist aber jetzt festgestellt, dass es eine Zusammenziehung der beiden Worte: Wage es (mich anzugreifen, mir nahe zu treten usw.) ist. Es ist somit das Wort„Wax“ nicht zu den Substantiven, wie sehr oft behauptet wird, sondern zu den Ausrufs- (Empfindungs-)Wörtern oder Interjektionen zu rechnen.»

 

Theoryy 1: Waggis kunnt vo „Wag es!“ oder „Wag’s!“ Abr das isch sofort kritisiert woorde (Lääsrbrief Basler Nachrichten 1885):

 

„Man weiss wirklich nicht, was bei diesem Sprachkundigen mehr zu bewundern ist: die Erfindungsgabe oder die Unverfrorenheit, mit der er seine Hirngespinste dem Publikum auftischt. Da aber sehr viele Elsässer selber nicht wissen, woher der„Waggis“ stammt, folgt hier die„richtige“ Erklärung: Die Bewohner des „Wasgaues“ oder Vogesen wurden nach dem Gebirge Wasgauer genannt. Aus Wasgauer entstand unser jetziges Woggis oder Waggis. Da aber jenes Kulturvolk nicht sonderlich von der Kultur beleckt wurde, überhaupt als Holzfäller und Kohlenbrenner sich etwas rauhe Sitten angeeignet hatten, so wurde „Waggis“ identisch mit einem rohen, ungebildeten Menschen.“

 

Anderi Lääsr hänn sofort konteret:

 

„Das Wort Waggis stammt von „Vagus“ her, einer vormals gerichtlichen Bezeichnung, die Landstreicher, Strolch bedeute, wie auch der im Elsass ebenfalls sehr beliebte synonyme Ausdruck ähnlichen Ursprungs „Wackebum“ (von Vagabundus, Vagabond).“

 

Und en andere hett gmaint:

 

„Vagabund ist der Stammvater von „Waggis“. Im Nieder-Elsass (Strassburg), wo man, wie überall im Zorne, leicht einige Konsonanten verschluckt und gerne abkürzt (damit der andere desto schneller weiss, was man von ihm denkt), wurde daraus „Waggebum“; mit der Zeit wurden zornige Leute noch praktischer und betitelten denjenigen, der seinen Zorn und seine Verachtung empfinden sollte, einfach mit „Wagges“ - im Oberelsass (Mülhausen) „Waggis“. Das Wort „Wagges“ ist erst in den Dreissiger Jahren entstanden, da es weder im „Pfingstmontag“, noch im Luststück „Daniel“, noch im elsässischen „Neujahrsbüchlein vom Vetter Daniel“ vorkommt. Im Druck erscheint es zuerst am Ende der Dreissiger Jahre und zwar in einem humoristischen französischen Sittenbilde: „Physionomie du Wagges“, in Dambachs „Wochenblatt“. Die Endsilbe „es“ gibt dem Worte eine verächtliche oder tadelnde Bedeutung, die sich auch in anderen Ausdrücken zeigt, wie in: „Sozies“ oder „Zozies“, „Haschges“, „Staches“, „Bingges“ usw.“

 

Mr hätte also drey Theoryye: 1) "Wag es!"", 2) "Wasgauer", 3) "Vagabund".

 

D’Bâlaari glaube an Theoryy 1 "Wasgauer":

… Flur- und Faunabezaichnige im Elsässische wie Wagge  (glaine Fels, Fäldstai) odr Usdrigg wie uffem Wagge, ussrdäm s Schimpfwort Waggeskopp, was so vyyl haisst wie Schtieregrind…

… dr Familienaame Wack, wo hyffig vorkunnt…

… vo 1871 bis 1919, wo s’Elsass und Dail vo Lothringe zem Schwoobeland gheert hänn, sinn d Vogese im Sinn vonere Germanisierig Wasgenwald  gnennt worde…

 

Die ander Theorie Vagabund > Waggebum > Waggis kha ys nit eso ibrzyyge. Ähnligi Sprochprozäss sinn nit belegt und Kononante vrschlugge zem d’Mainig saage... wär eso dänggt hett aifach e Schuss in dr Biire (odr muess e Waggis syy).

 

Odr gitts anderi Meinige? (bitte mälde an malefyz-balaari@gmx.ch, merci)

 

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Gwälle:

Lienhard, J.P. „Ein Elsässer ist kein Waggis!“ Online-Publikatioon:

http://www.jplienhard.ch/html/artikel/artikel_waggis.htm

Stocker, Franz August. 1884. Vom Jura zum Schwarzwald: Geschichte, Sage, Land und Leute. Aarau: H.R. Sauerländer.

Suter, Rudolf. 2006. Baseldeutsch-Wörterbuch. (3. Hrsgb.). Basel: Christoph Merian Verlag.